Musikalische Reise durch 100 Jahre Landwirtschaft

Hundert Jahre VLF im Hohenlohekreis – Jubiläumsfeier in Neuenstein

Sein hundertjähriges Jubiläum feierte der Verein Landwirtschaftliche Fachbildung im Hohenlohekreis (VLF) mit mehr als 200 Mitgliedern und Gästen in der Neuensteiner Stadthalle.

In Begleitung von Michael Breitschopf (Gesang und der Gitarre) führte der langjährige VLF-Geschäftsführer und frühere Leiter des Landwirtschaftsamts Dr. Wolfgang Eißen durch das Jubiläumsprogramm. Die Vereinsgeschichte begann im Jahr 1925, als in der Oberamtsstadt Öhringen der erste Jahrgang an der damaligen Winterschule verabschiedet worden ist. In seiner Begrüßung rief Vereinsvorsitzender Stefan Hartmann dazu auf, nicht nur das Jubiläum, sondern auch die Zukunft zu feiern. „Diese werden wir mit Mut, Wissen und Tatkraft gestalten“, zeigt sich Hartmann überzeugt. Denn die fortschreitende Digitalisierung, immer neue Verbraucheranforderungen, Preise und politische Rahmenbedingungen sorgen dafür, dass Bauern jährlich ihren eingeschlagenen betrieblichen Kurs neu überprüfen müssen.
„Wir sind Unternehmer geworden, um Entscheidungen zu treffen, unsere Betriebe zu führen und um etwas zu gestalten“, betonte Hartmann. Um hierzu Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen, wurde 1925 der Verein gegründet. Der Vorsitzende ist sich sicher, dass auch in den nächsten 100 Jahren die Bauern im Rückblick auf das Jahr 2025 sagen werden: „Damals standen wir vor großen Herausforderungen. Aber wir haben sie angenommen, gestaltet und gemeistert.“ Denn nach den Worten Hartmanns sind die Bauern „eine tragende Säule des ländlichen Raums, die Stütze der Ernährungssicherheit und der harte Kern der Gemeinschaft im Dorf und in der Region“.

Wenn künftig der Klimaschutz in das Grundgesetz aufgenommen werden soll, dann gehöre auch die Ernährungssouveränität dazu, forderte der Vizepräsident des Landesbauernverbandes (LBV) Jürgen Maurer. In der Talkrunde mit Landrat Ian Schölzel, der stellvertretenden VLF-Landesvorsitzenden Beate Laible und der Schulleiterin der Kupferzeller Akademie für Landbau und Hauswirtschaft (ALH) Christine Heinke befürworteten alle den breiten Ausbau der digitalen Angebote in der Ausbildung. Den geplanten und finanziell abgesicherten Bau neuer Klassenräume wertet der Landrat als starkes Zeichen für den Standort, die Akademie und den Hohenlohekreis. Als Jubiläumsgabe des Landkreises überreichte Schölzel dem Verein einen Scheck über 300 Euro. Um die Zukunft der Landwirtschaft und deren Produktionsgrundlage zu sichern, appellierte Maurer, im Landkreis sparsam mit den Flächen umzugehen.

In seiner Reise durch 100 Jahre Landwirtschaft präsentierte Eißen die VLF-Vereinsgeschichte in Zahlen und Bildern vor dem Hintergrund der fortschreitenden Technisierung, den gesellschaftlichen und politischen Veränderungen. In steter Regelmäßigkeit wurden Landwirte vor neue Herausforderungen und Aufgaben gestellt. In die jeweiligen Jahrzehnte stimmte Breitschopf die Zuhörer mit seiner Interpretation der damaligen Gassenhauer ein. Sein Repertoire reichte von „Mein kleiner grüner Kaktus“ bis „In the year 2525“. Seine persönlichen Erfahrungen im Zeitraum von 1965 bis 1975 schilderte Thomas Hartmann am Beispiel seiner Betriebs- und Wohnhausaussiedlung in Sindringen. Der ehemalige VLF-Vereinsvorsitzende Werner Specht rief die Zeit von 1975 bis 1985 in Erinnerung, die von wachsenden Überschüssen und der Einführung der Milchquote geprägt waren. Im Pflanzenbau waren damals die Fortschritte riesig. Es war die Zeit der legendären Winterweizensorte Jubilar. Im Rübenanbau kam das Monogermsaatgut auf und auf den Hof fuhr der Schaufellader. Bei weniger Aufwand stieg der Ertrag.

Einen Ausblick auf die Zukunft der Land- und Hauswirtschaft gaben angehende Meisterinnen und hauswirtschaftliche Betriebsleiterinnen der ALH Kupferzell. Sie stellten Zukunftstechnologien vor, wie „Indoor-Farming“ oder die „vertikale Landwirtschaft“ für die Produktion in Gebäuden, Hallen oder Containern. Roboter könnten künftig für die Salat- oder Gemüseernte eingesetzt werden. Das Angebot an tierischem Eiweiß für die Tierfütterung und menschliche Ernährung könnte über sogenanntes Laborfleisch oder die Insektenzucht erweitert werden. In der Küche wird künftig der Kühlschrank den Bedarf an Nachschub in Leuchtschrift anzeigen. In der Wäschepflege, Kinder- und Seniorenbetreuung werden möglicherweise in Zukunft vermehrt Roboter Aufgaben übernehmen und das Personal von Routinearbeiten entlasten. Zur Erinnerung an das 100-jährige Vereinsjubiläum hat der VLF Hohenlohekreis aus den Steinen des alten und inzwischen abgerissenen Öhringer Landwirtschaftsamtes eine Bank für den Park der ALH anfertigen lassen.  

Neun Personen stehen im Vordergrund, im Hintergrund ein grünes Banner mit der Aufschrift Baden-Württemberg Verband Landwirtschaftliche Fachbildung
Gäste und Veranstalter der VLF-Jubiläumsfeier: v. l.: Christine Heinke, Ian Schölzel, Beate Laible, Dr. Thomas Winter, Werner Specht, Dr. Wolfgang Eißen, Stefan Hartmann, Karl Michael Nicklas und Jürgen Maurer. 
Foto: Gerhard Bernauer